
Continuous Partial Awareness
Social Media ist angekommen. Tief drin auch in der deutschen Gesellschaft. Studienfreunde bleiben in Verbindung, Schüler sowieso, Großeltern halten den Kontakt zu ihren Enkeln und neue Verbindungen werden hergestellt. Das neue Phänomen hat sogar einen Namen:
Continuous Partial Awareness
Schlecht und wörtlich übersetzt in etwa “das ständige teilweise Bewusstsein”. Es geht dabei um die Auswirkungen, die Facebook, Twitter und Konsorten auf die Gesellschaft haben. Weil meine Freunde in gewisser Regelmäßigkeit Status-Updates posten, bekomme ich immer ein gewisses Grundrauschen von ihnen mit. Der eine loggt sich via Foursquare in einem Café in München ein, der nächste postet, dass er mit einer Erkältung zu Hause auf der Couch sitzt und Zeichentricksendungen sieht, über Twitter beschwert sich einer über die vollen Züge in Kassel und ein Studienkollege hat gerade ein Foto vom Time Square auf Facebook hochgeladen.
Durch diese fortlaufenden Updates aus den Leben meiner Freunde stellt sich bei mir eine gewisse Anteilnahme an deren Leben ein. Ich bin jederzeit – wenn auch lückenhaft – darüber informiert was sie machen, wo sie sind und ob es ihnen gut geht. Dazu kommt, dass sich die Freundschaftsbeziehung nicht wie bisher per Post oder Mail lediglich in einem Dialog abspielt, sondern im Freundeskreis. So bekomme ich z.B. mit, dass sich 3 meiner Schulfreunde in Stuttgart treffen wollen und kann mich der Gruppe anschließen.
Updates in Echtzeit
Als Turbo kommt nun noch das Smartphone hinzu: Handys mit Internetzugang, die Facebook und Twitter installiert haben, Fotos von der Handykamera direkt in Soziale Netzwerke laden können oder Qype und Foursquare nutzen, machen die Vorgänge in Echtzeit möglich. Der Freundeskreis rückt noch enger zusammen.
Als Resultat steigt auch meine Bereitschaft regelmäßige Updates zu schreiben, neue Fotos hochzuladen und meinen Freundeskreis zu pflegen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ohne Dienste wie Twitter und Facebook zu einigen meiner Freunde wohl gar keinen Kontakt mehr hätte.
Soweit ich weiß hat den Begriff der “Continuous Partial Awareness” Johannes Kleske im Zusammenhang mit Instagramm geprägt. Ursprünglich ist die Bedeutung etwas negativ belegt – in etwa so, dass man zwar viele Streams verfolgt, aber nirgends wirklich aufmerksam Teil einer Kommunikation ist. Ich persönlich finde den Ansatz von Johannes aber sehr viel besser und verstehe “Continuous Partial Awareness” als Chance, die uns die Socialen Netzwerke heute bieten und bin der Meinung, dass die Auswirkungen bis tief in die Gesellschaft hinein bereits zu spüren sind.
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3 Kommentare zu "Continuous Partial Awareness"
Super Artikel.
Ein echt guten Ansatz, das verwende ich sicher mal in einem Vortrag.
… ich habe gleich mal meinen Freunden gepostet „Gefällt mir“ und „1+“
[…] oder auf die Fanpage gepostet wird. Entschiedet doch mal selbst, was der bessere Tweet für den Artikel Continuous Partial Awareness ist.von TwitterFeed generiertmit Handarbeit getwittertAus.Also für mich steht fest, dass ich […]