
Social Media Newsrooms
Wie werden Inhalte kommuniziert
Um die klassischen Massenmedien, wie Zeitungen, Zeitschriften oder gar TV zu erreichen, benötigt ein Unternehmen nach wie vor eine Art Pressedienst. Dieser sah in der Vergangenheit so aus, dass jemand in der PR Abteilung einen (druckfertigen) Text erstellt und diesen per E-Mail an Journalisten oder gar einen Presseservice verschickt. Dort wurde dann entschieden, ob der Beitrag Verwendung findet und dann eventuell veröffentlicht.
Ein modernes Unternehmen kann aber an gewissen Veränderungen in der Kommunikation nicht mehr vorbei. Die Werkzeuge zeitgemäßer Unternehmenskommunikation sind dabei sicherlich Twitter, Facebook, ein Blog, vielleicht Flickr, Xing und für die Fortgeschrittenen noch Youtube, VZ-Netze, MySpace, Slideshare usw.
Eigentlich ist es eine logische Folge aus der oben beschriebenen Situation eines engagierten Unternehmens alle seine Aktivitäten und Kommunikations-Ströme auf einer Seite zu bündeln und in Gänze dem interessierten Besucher offen zu legen. Nachdem Services wie Twitter, Facebook oder Youtube ihre Schnittstellen derart frei zugänglich machen und somit die Integration der jeweiligen Aktivitäten in die eigene Website selbst für Hobby-Programmierer zu schaffen ist, steht dieser Art von Micro-Site nichts mehr im Wege. Nun packt man noch die eigenen Pressemeldungen dazu und fertig ist der Social Media Newsroom. Im Prinzip.
Das Problem mit der Zielgruppe
Ich glaube aber, dass ein Social Media Newsroom ein sehr gutes und nahezu komplettes Bild eines Unternehmens liefern kann. Ich kann als Besucher alle Aktivitäten in den diversen Sozialen Netzwerken überblicken ohne – und das ist ein echter Fortschritt! – mich in jedes dieser Netzwerke einloggen zu müssen.Somit ist die Zielgruppe sehr viel weiter gefächert, als die eines reinen Pressebereichs. Neben Multiplikatoren wie Bloggern und Redakteuren richtet sich ein solcher Newsroom an Geschäftspartner, Branchenkenner, Kunden/Fans aber eben auch an Mitarbeiter und Freunde.
Und genau darin könnte auch das große Problem der Journalisten liegen. Im modernen Internet kann jeder zum Multiplikator werden und jedes Unternehmen kann mit der jeweiligen Zielgruppe direkt in Dialog treten. Zeitungen und der damit verbundene Presseservice-Apparat werden mehr und mehr ausgehebelt, was Google im April bereits ganz nett gezeigt hat. Der Social Media Newsroom ist nur ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Keine Strategie sondern ein Werkzeug zur Außendarstellung
In solchen Unternehmen wird ja gerne etwas beschlossen, um „auch so eine Präsenz in Second Life“ oder „auch eine Facebook-Page“ zu haben. Das hat in vielen Fällen wenig mit einer strategischen Überlegung zu tun, als viel mehr nachzumachen, was die Konkurrenz auch macht.
Ein Social Media Newsroom macht nur dann Sinn, wenn man bereits einen funktionierenden Twitter Account hat, wenn man mindesten einen Blog führt und wenn man seine Kunden auf Facebook bereits erreicht. Nur wenn man nicht alle Kanäle sowieso mit den selben Nachrichten befüllt, sondern wenn man mediengerecht mit den einzelnen Werkzeugen umgeht. Und wenn man diese Kanäle regelmäßig mit sinnvollen Inhalten (die das Unternehmen auch betreffen!) befüllen kann.
Und: Ein Pressebereich mit 25 Buttons zu irgendwelchen Social Media Aktivitäten von einzelnen Mitarbeitern ist kein Social Media Newsroom!
Dazu kommt, dass ein solcher Newsroom, ist er auf der eigenen Domain gehostet natürlich lecker für Google sein wird. Welche Auswirkungen so etwas auf Suchergebnisse hat, wird sich wohl erst noch zeigen, aber der ständig wechselnde Content und die starke Verlinkung sind aus meiner Sicht ganz bestimmt gut für die Domain.
Beispiele und Links
Travelcharme Newsroom
Otto Newsroom
Fleurop.newsroom
Coca-Cola Newsroom
Westaflex Newsroom
S|E|B Newsroom
Vapiano Newsroom
Seagate Newsroom
Nachtrag [20.05.2010]
Einige regen sich darüber auf, dass Artikel in einigen Social Media Newsroom (SMNR) selbst nicht kommentiert werden können. Ich sehe das komplett anders. Der SMNR selbst muss keine Interaktion zur Verfügung stellen – ist vielleicht sogar schädlich. Selbstverständlich müssen aber Ansprechpartner und die Kontaktmöglichkeiten genannt werden.
Im Prinzip sollte jede Diskussion dort geführt werden, wo sie angefangen wurde. Wenn ein Artikel Kommentare auf Facebook bekommt, vielleicht sogar noch eine Diskussion auf Twitter auslöst und dann auch noch im SMNR kommentiert werden kann ist der PR-Supergau vorprogrammiert. Also vielleicht noch Bewertungen mit Sternchen oder so, aber auch das sehe ich eher skeptisch.
Meine These: Ein Social Media Newsroom selbst sollte keine Interaktion bereitstellen, sondern lediglich einen Überblick über das Unternehmen selbst liefern.
Bild: aboutpixel.de/Uwe Dreßler („Bitte keine Werbung!“)
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11 Kommentare zu "Social Media Newsrooms"
Social Media Newsrooms // Blog.Tocki | Tilman Ockert, Stuttgart http://bit.ly/auW8wU #SMO
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Social Media Newsrooms // Blog.Tocki | Tilman Ockert, Stuttgart: Seit Anfang des Jahres tummelt sich ein neues Tre… http://bit.ly/auW8wU
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#Social Media Seit Anfang des Jahres tummelt sich ein neues Trend-Wort im Netz. Der Social Media Newsroom. Angereg… http://bit.ly/9o1dr4
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Social Media Newsrooms // Blog.Tocki | Tilman Ockert, Stuttgart http://ow.ly/17qCEG
Danke für den Beitrag! Ich stimme zu: Der Einrichtung eines Social Media Newsrooms (SMNR) sollten immer zwei Schritte vorausgehen: 1. Eine durchdachte Social-Media-Strategie und 2. eine auf der Strategie aufbauende, stetige „Befüllung“ der Kanäle mit mediengerechten Inhalten. Erst dann wird ein SMNR interessant. Noch eine kurze Anmerkungen zum Thema SEO, weil das oft in der Diskussion übersehen wird: Wir empfehlen immer, den SMNR auf der eigenen Domain und nicht auf einer Subdomain der eigenen oder einer fremden Domain verfügbar zu machen. Grund: Nur dann zahlen eingehende Links auf den SMNR voll auf die eigene Domain mit all ihren Inhalten ein. Das ist bislang – siehe die oben angegebenen Beispiele – meist nicht der Fall (klar, es kann auch Gründe für eine andere Lösung geben, z.B., wenn man den SMNR insgesamt als Experiment sieht).
Hallo Christian,
erstmal Danke für Deinen guten Kommentar. Das mit der SEO-Auswirkung auf die Domain sehe ich ähnlich. Wird sich aber noch zeigen, wie Google und Co. mit solchen aggregierten Websites umgehen werden.
Hallo Tilman, danke zurück. Ich habe mich auf den SMNR als ganzes bezogen und habe dabei eine Annahme verschwiegen: Für mich sollte ein SMNR immer auch klassische Journalisten ansprechen. Am besten in der bekannten Form: Pressemitteilungen, Downloads etc. – hier ist dann in der Regel viel Material, das auch im Rahmen eines SMNR indiziert wird.
Ich glaub wir sind uns da eigentlich ziemlich einig.
Finde auch, dass der SMNR alle, also ALLE Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit eines modernen Unternehmens beinhalten sollte. Muss halt jeder Kanal auch vernünftig befüllt sein, sonst lieber lassen.
Aber das es keinen Sinn macht sowas bei einem Anbieter zu hosten ist ja klar. Eigentlich auch nicht, wenn man es nur versuchsweise macht.